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Wir werden nicht ruhen. Die Geister des Kochareals spuken weiter!

Heute wurde der Park auf dem ehemaligen Kochareal eingeweiht. GĂŒnstige Genossenschaftswohnungen und ein netter Park fĂŒr Zirkus und Quartier – keine schlechte Sache. Es hĂ€tte viel schlimmer kommen können: Als das Kochareal 2013 besetzt wurde, gehörte es der mit zig Milliarden staatlich geretteten Grossbank UBS. Auf dem frisch besetzten GebĂ€ude prangte ein Banner mit der Aufschrift «Wir werden nicht ruhen». Der Werbespruch, mit dem die marode UBS Besserung geloben wollte, konnte leicht als Drohung gedeutet werden.

Die Stadt ZĂŒrich war im Dilemma: Damals traute sie sich noch nicht, ihr «Merkblatt Hausbesetzungen» zu ignorieren und wollte das besetzte Areal nicht fĂŒr eine Brache rĂ€umen lassen. Gleichzeitig drĂ€ngte die UBS als einflussreicher Player in der Bankenstadt, auf eine polizeiliche RĂ€umung.

Der Kauf des Areals durch die Stadt ZĂŒrich bot schliesslich beiden Seiten die Möglichkeit, das Gesicht zu wahren. Ohne Besetzer*innen gĂ€be es hier heute also weder einen schönen Koch-Park mit dieser erst wĂ€hrend der Besetzung unter Schutz gestellten Halle, noch die sozialvertrĂ€glichen Wohnungen. Erst durch die Besetzung wurde die UBS an den Verhandlungstisch gezwungen, und so weitere Kommerzbauten verhindert.

FĂŒr zehn Jahre entstand auf dem Koch ein unkommerzielles Zentrum selbstbestimmter kultureller und politischer Organisation in ZĂŒrich und darĂŒber hinaus. Es war ein Raum, in dem Kultur, Zusammenleben und Gemeinschaft frei von ökonomischer Verwertung gelebt wurden und in dem politischer Widerstand, Gegenkultur und unterschiedlichste LebensentwĂŒrfe aufeinander trafen. Mit der RĂ€umung im Jahr 2023 wurde dieser Ära ein abruptes Ende gesetzt. Es gibt auch heute noch unkommerzielle FreirĂ€ume. Diese mĂŒssen sich jedoch gegen immer schwierigere UmstĂ€nde und eine immer repressivere Polizei behaupten.

«Linke» Politiker*innen bekrĂ€ftigen immer wieder ihre Zustimmung zum angeblich bewĂ€hrten «Merkblatt Hausbesetzungen», das verhindern soll, dass die Polizei ein besetztes GebĂ€ude rĂ€umt, das danach wieder leer steht. Was die Polizei von diesem Merkblatt hĂ€lt, wurde kĂŒrzlich wieder einmal deutlich: Die Liegenschaft an der Buhnstrasse 12 in Seebach, die lange vor dem geplanten Abriss und Neubau leergekĂŒndigt wurde, wurde im Mai besetzt. Anfang Juli stĂŒrmte ein Grossaufgebot der Polizei ohne jegliche Vorwarnung das Haus, nahm 15 Bewohner*innen fĂŒr zwei Tage in Haft und deckte sie mit Anzeigen und Aufenthaltsverboten fĂŒr die Stadt ZĂŒrich ein. Nun steht das GebĂ€ude wieder leer.

Es sind dieselbe Stadt und dieselben Politiker*innen, die heute dieses Areal hier einweihen und beklatschen, die auch fĂŒr die zunehmende Repression und die unsinnigen RĂ€umungen verantwortlich sind.

Die autonomen Geister des Kochareals aber sind nicht verschwunden. Sie lassen sich weder einvernehmen, noch von Feuershow, Rollschuhdisco und anderen netten Gesten und Aneignungen blenden.

Subkultur bleibt Subkultur.

Und Miete bleibt Diebstahl.

Die Wohnungen denen, die drin wohnen!

Auch dieses Projekt hier trÀgt zur voranschreitenden Gentrifizierung Altstettens bei.

Die Geister aber spuken weiter, durch das Areal und durch diese Stadt und flĂŒstern von Selbstorganisation und von autonomen RĂ€umen. Von einem Leben, in dem nicht das Geld und der Aufenthaltsstatus ĂŒber die Menschen bestimmt. Sie kĂ€mpfen fĂŒr Orte, an denen wir wohnen und uns kulturell oder politisch betĂ€tigen können – ohne Fremdbestimmung durch Profiteure und die Stadt. Die autonomen Geister bleiben zentral und widerstĂ€ndig und lassen sich nicht verdrĂ€ngen.

Der Kampf um Stadt geht uns alle an:
Setzen wir viele Zeichen gegen die Aufwertung und VerdrÀngung in den Quartieren!

Alles wird besetzt.