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Die drei fadenscheinigen Räumungsgründe der EWZ

Die EWZ will das Kesselhaus weiterhin jahrelang leerstehen lassen.

Mit drei Punkten wird dies begründet:

  • Versorgungssicherheit
    Die EWZ argumentiert, dass das Kesselhaus zur „versorgungsrelevanten Infrastruktur“ der Energieversorgung der Stadt Zürich gehöre und bei einer Besetzung ein „Übergriff auf die für die Versorgung kritischen Gebäude“ befürchtet werden müsse.
    Das ist unhaltbare Angstmacherei. Erstens befindet sich nebem dem besetzten Kesselhaus eine weitere grösstenteils leere Halle, die nur zur Materiallagerung (siehe Video unten) und in keiner Weise zur Stromerzeugung genutzt wird. Zweitens befindet sich zwischen dem besetzten Kesselhaus und eben diesem Materiallager eine massive gemauerte Wand. Die Befürchtung, dass Besetzer*innen diese Mauer einreissen und so Zugang zu Gebäuden der Stromversorgung erlangen würden, ist lachhaft. Dann müsste man dies bei jedem Gebäude der Stadt, das Infrastruktur durch eine Mauer von der Aussenwelt trennt, befürchten und fordern: Ein*e Polizist*in vor jede Betonwand!

Dokumentation der „kritischen Infrastruktur“ in der Nachbarshalle des Kesselhauses, 2022

  • Denkmalpflege
    Auch wenn im sogenannten „Merkblatt Hausbesetzungen“ ein denkmalgeschützter Status als Räumungsgrund aufgeführt ist, zeigt die Praxis der letzten Jahre: Wenn sich der Denkmalschutz mit einer Besetzung vereinbaren lässt, bestand kein Grund zur Räumung. Vielmehr wurde die Rundholzhalle auf dem Kochareal erst durch die Besetzung als historisch wertvoll erkannt und ins schützenswerte Inventar aufgenommen.
    Im Fall des Kesselhauses ist die historische Gebäudehülle, Zeitzeugin der Industrialisierung, geschützt. Nicht mehr und nicht weniger, denn die Halle ist ja leer. Zu denken, dass die Besetzer*innen auf diesen Schutzzustand pfeifen, und nun überall Fenster und Balkone einbauen würden, beruht auf keiner Grundlage. Es ist nicht in unserem Interesse, Schäden am Gebäude zu verursachen, vielmehr trägt eine Nutzung eines Gebäudes zu dessen Erhalt bei.
  • Baulicher Zustand
    Die EWZ stellte das Gebäude anfänglich als „einsturzgefährdet“ dar, obwohl im Sommer hunderte Menschen unmittelbar dahinter im Flussbad schwimmen und Mitarbeiter*innen der EWZ sich ohne Helme darin bewegen. Nun scheint die EWZ in der Rhetorik zurückgekrebst zu sein, und bezeichnet es noch als „baufällig“. Das letzte Gutachten dieses Gebäudes geht auf das Jahr 2012 der Firma Heierli zurück, welches dem Gebäude eine „baufälligkeit“ im Bezug auf die Bodenlast bescheinigt. Der an den Fluss grenzende Teil der Halle verfügt über eine eingeschränkte Bodenlast. Alle weiteren Aussagen zur Bausubstanz sind nicht durch Expert*innen bestätigt. Der verringerten Bodenlast lässt sich durch eine angepasste Nutzung problemlos Rechnung tragen.

Interessant ist: Weder die EWZ noch die Stadt Zürich haben in der letzten Woche ernsthafte Bemühungen gezeigt, den Zustand der Halle seriös abzuklären.


Die Besetzer*innen hingegen haben von sich aus ausgewiesene Statiker*innen eingeladen, um das Gebäude zu begutachten und die Gefahren abzuklären. Nach ersten Einschätzungen sei die Halle weder akut einsturzgefährdet, noch bestehe eine unmittelbare Gefahr für Personen, die sich darin aufhalten. Es gäbe durchaus günstige Möglichkeiten, allfälligen Bewegungen der Statik mit stabilisierenden temporären Massnahmen entgegenzuwirken. Zudem könne man Messinstrumente installieren, um mögliche Verschiebungen des Gebäudes zu registrieren und darauf reagieren zu können. Weitere Abklärungen sind hier vonnöten und in Vorbereitung. Ein Dialog mit der EWZ würde diesen Prozess erleichtern.

Nie wurde eine ernsthafte Abklärung seitens der EWZ/Stadt durchgeführt. Die Einladung zum Dialog über die Bedingungen, zu denen eine Nutzung des Gebäudes möglich wäre, wurde bisher ebenfalls ausgeschlagen. Der von den Besetzer*innen aufgestellte Verhandlungstisch wartet nach wie vor auf einen konstruktiven Dialog.

Der Verhandlungstisch steht nach wie vor bereit.

Montagmorgen, 7.November: Brunch mit Unterstützer*innen des Kesselhauses